Di, 17. Oktober 2023 - 13:58

Die besten Schwinger der Jahre 2016 bis 2023

Nachdem wir uns letzte Woche den besten Schwingern der Jahre 2008 bis 2015 widmeten, blicken wir nun auf die letzten acht Schwingerjahre bis zur Gegenwart zurück. Nebst vielen neuen Namen taucht ein einziger Schwinger ein zweites Mal auf: Christian Stucki.

Giger Stucki

Am Schwägalp-Schwinget 2021 trafen im Anschwingen zwei der besten Schwinger der letzten Jahre aufeinander. Der spätere Festsieger Samuel Giger (vorne) konnte Christian Stucki im Nachdrücken bezwingen.

Fotograf: Lorenz Reifler

In der Online-Rubrik "s'Vierteli" nehmen wir den Schwingsport anhand von Zahlen und Statistiken unter die Lupe. Im heutigen Artikel legen wir unser Augenmerk auf die besten Schwinger der Jahre 2016 bis 2023.

2016: Armon Orliks Durchbruch
Es war ein beeindruckender Aufstieg: 2013 gewann Armon Orlik am Zürcher Kantonalen seinen ersten Kranz, zwei Jahre später sicherte er sich am selben Fest den ersten Kranzfestsieg. Dann das Jahr des Eidgenössischen in Estavayer: Sechs Kranzfestsiege, darunter der Weissenstein, das Nordostschweizerische und der Schwägalp. Auch am Eidgenössischen wusste Orlik dann mit dem Einzug in die Endausmarchung zu überzeugen. Mit Matthias Glarner entschied jedoch ein anderer den Saisonhöhepunkt für sich: Glarner, der in der Saison 2016 bereits das Berner Kantonale gewinnen konnte, bezwang Orlik nach 13:30 Minuten mit Kreuzgriff und schnappte dem Saisondominator den Königstitel weg. 

2017: Stucki meldet sich zurück
Beinahe eine Dekade nach dem Erfolg am Kilchberger zeigte Stucki im Jahr 2017 eine weitere Überflieger-Saison. Fünf Kranzfestsiege sowie der zweite Sieg an einem Anlass mit Eidgenössischem Charakter machten 2017 Stucki zu dem Schwinger der Saison. Nach den Vollerfolgen auf dem Brünig, dem Weissenstein sowie am Berner Kantonalen trat Stucki am 28. August 2017 als absoluter Favorit zum Saisonhöhepunkt an. Mit fünf Siegen, unter anderem über Titelverteidiger Daniel Bösch, hielt Stucki dem Druck stand. Das zweite Duell des Tages mit Curdin Orlik entschied "Chrigu" nach 14:58 Minuten mit Kreuzgriff und Nachdrücken zu seinen Gunsten. 

2018: Zwei neue Namen an der Spitze
Mit sechs, respektive vier Kranzfestsiegen waren in der Saison 2018 zwei neue Namen definitiv an der nationalen Spitze angekommen: Samuel Giger und Joel Wicki. Gerade ersterer wies dabei eine aussergewöhnliche Dominanz auf, alle Kranzfeste die er bestritt, konnte Giger auf dem ersten Schlussrang beenden. Die aussergewöhnliche Form bestätigte Giger auch bei seinem Sieg auf der Schwägalp: Nach einem gestellten Auftaktgang mit Joel Wicki sicherte er sich den Tagessieg dank Siegen über König Christian Stucki (5. Gang) und Unspunnen-Sieger Daniel Bösch (Schlussgang). Doch auch Wicki zeigte im Jahr 2018 seine Ambitionen immer wieder. Seine Siege am Innerschweizer sowie auf der Rigi gilt es hervorzuheben. Auf der Rigi konnte Joel Wicki den Mann des Jahres 2016, Armon Orlik, gleich zwei Mal bezwingen. Am Innerschweizer reichte ein gestellter Schlussgang mit König Christian Stucki zum geteilten ersten Rang. 

Auf einen Blick: Die besten Schwinger der Jahre 2016 bis 2023. Gezeigt werden jeweils die Sieger des Eidgenössischen Anlasses sowie die Schwinger mit den meisten Kranzfestsiegen pro Saison. Siege an Eidgenössischen Anlässen wurden nicht zu Kranzfestsiegen gezählt. Das Schwingerjahr 2020 fiel aufgrund der Corona-Pandemie aus.

Auf einen Blick: Die besten Schwinger der Jahre 2016 bis 2023. Gezeigt werden jeweils die Sieger des Eidgenössischen Anlasses sowie die Schwinger mit den meisten Kranzfestsiegen pro Saison.(Elia Hendry)

2019: Schwinger-Grand-Slam für Stucki
Die Ausgangslage vor dem Eidgenössischen 2019 in Zug war äusserst spannend. Orlik Armon konnte im Verlauf der Saison an seine Topform aus vergangenen Jahren anknüpfen, fiel aber im Vorfeld des Saisonhöhepunkt verletzungsbedingt zwei Monate aus. Samuel Giger hatte im Frühjahr Mühe seine Leistungen aus dem Vorjahr zu bestätigen, siegte dann aber an den beiden Bergkranzfesten auf dem Weissenstein und der Schwägalp. Am Eidgenössischen im eigenen Verbandsgebiet überzeugen wollten Pirmin Reichmuth und Joel Wicki. Reichmuth rückte mit vier Kranzfestsiegen im Jahr 2019 in den Kreis der Favoriten. Ein grosses Fragezeichen blieb bei Christian Stucki. Aufgrund von Verletzungen bestritt er im Jahr 2019 lediglich ein Kranzfest, am Berner Kantonalen wusste er mit dem sechsten Schlussrang nicht wirklich zu überzeugen. Am Stichtag flogen mit Samuel Giger und Pirmin Reichmuth dann gleich zwei Favoriten früh aus der Entscheidung, beide konnten lediglich einen ihrer ersten drei Gänge für sich entscheiden. Von den Favoriten verblieben somit Orlik, Stucki und Wicki. Stucki griff in den Gängen fünf und sechs gleich mit beiden direkten Konkurrenten zusammen, beide Duelle endeten gestellt. Orlik verpasste die Schlussgangteilnahme in der Folge mit einem gestellten gegen Sven Schurtenberger. So lautete das Schlussgang-Duell in Zug Christian Stucki gegen Joel Wicki, wobei aufgrund besserer Vornoten dem Innerschweizer auch ein gestellter zum alleinigen Tagessieg gereicht hätte. Der Rest ist Geschichte: Bereits nach 42 Sekunden fand Stucki mit Kurz/Gammen das Siegesrezept. Während Stucki sich über den Gewinn des Schwinger-Grand-Slam freuen konnte blieb Wicki der Titel als Erstgekrönter.

2021: Sieben Kranzfestsiege für Giger
So dominant wie lange zuvor keiner mehr zeigte sich 2021 Samuel Giger. Sieben Kranzfestsiege in einem Jahr hiess seine eindrückliche Bilanz vor dem Saisonhöhepunkt, dem Kilchberger-Schwinget. In Abwesenheit namhafter Athleten, darunter Christian Stucki und Armon Orlik, hielt Giger am Eidgenössischen Anlass dem Druck stand. Eine schwierige Aufgabe hatte dabei auch die Einteilung, standen doch nach fünf Gängen gleich fünf Schwinger gemeinsam an der Ranglistenspitze. Für den Schlussgang wählte man Giger und König Kilian Wenger aus. Mindestens um den Co-Sieg schwangen Bernhard Kämpf und Damian Ott. Fabian Staudenmann, nach fünf Gängen ebenfalls auf dem ersten Zwischenrang, bekam Samir Leuppi zugeteilt. Giger setzte sich in der Endausmarchung bereits nach 1:23 Minuten mit Kurz und Nachdrücken durch. Dank abschliessenden Siegen mit Maximalnoten sicherten sich Damian Ott und Fabian Staudenmann die Schlussränge 1b) respektive 1c).

2022: Zweiter ESAF-Schlussgang für Wicki
Bereits zum dritten Mal nach 2018 und 2022 sicherte sich Samuel Giger im Jahr 2022 die meisten Kranzfestsiege, so galt er in Pratteln ein weiteres Mal als Topfavorit. Doch der Nordostschweizer fiel nach dem gestellten Auftaktgang gegen Fabian Staudenmann mit der Niederlage gegen Joel Strebel im dritten Gang bereist früh zurück. Stark wirkte anfänglich Pirmin Reichmuth, mit Siegen über Christian Stucki und Matthias Aeschbacher am ersten Wettkampftag schwang er eine hervorragende Ausgangslage heraus. Mit etwas überraschenden Niederlagen gegen Fabian Staudenmann und Bernhard Kämpf verspielte Reichmuth seine Siegeschancen jedoch in den Gängen sechs und sieben. Schlussendlich qualifizierten sich Joel Wicki und Matthias Aeschbacher für das Duell um den Königstitel, eine Wiederauflage des 6. Ganges. Wieder behielt dabei Wicki die Oberhand, ein heiss umkämpftes Duell entschied er nach 12:42 Minuten für sich.

2023: Staudenmann gibt Titel des "Ewigen Zweiten" ab
Fabian Staudenmann wies im Jahr 2022 eine schier unglaubliche Statistik auf: Inklusive dem Eidgenössischen belegte er an insgesamt acht Kranzfesten den Ehrenplatz. Die Saison 2023 dürfte somit für Staudenmann eine Art Wiedergutmachung gewesen sein. Bei neun Teilnahmen an Kranzfesten konnte er gleich sieben Mal gewinnen. Ebenfalls starke Leistungen zeigte unter anderem Joel Wicki, er verpasste aufgrund einer Ellenbogenverletzung allerdings den Saisonhöhepunkt. Die beiden Topfavoriten lauteten somit Fabian Staudenmann und Samuel Giger, der seinerseits unter anderem auf dem Brünig brillierte. Gleich im ersten Gang trafen die beiden aufeinander, wobei Giger das Duell nach kurzer Gangdauer für sich entscheiden konnte. Für Staudenmann war es notabene die erste Niederlage der Saison. Giger war in der Folge nicht mehr zu bremsen, mit fünf Siegen zog er in die Endausmarchung ein. Das Einteilungsgericht hatte bei der Wahl seines Gegners keine einfache Aufgabe: Pirmin Reichmuth und Adrian Walther lagen nach fünf Gängen punktgleich auf dem zweiten Zwischenrang. Letzterer wurde schlussendlich vorgezogen, wohl auch weil Reichmuth im Gegensatz zu Walther eine Niederlage auf dem Notenblatt stehen hatte. Reichmuth musste sich im dritten Gang überraschend von Benjamin Gapany geschlagen geben. Im Schlussgang machte Giger dann kurzen Prozess: Nach 1:20 Minuten bodigte er Walther mit Kurz und Kniekehlengriff. Giger fehlt somit für den Schwinger-Grand-Slam "nur" noch der Königstitel, die nächste Chance wird sich ihm dabei im eigenen Verbandsgebiet, am ESAF Glarnerland+ 2025, bieten.


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